29.09.2010, 09:30
Landgrabbing
Getreidepreise und Ackerland in der Gewalt der Finanzmärkte
An den Warenterminbörsen herrscht beste Stimmung: Mit dem Feuer in Russland, der Rekordhitze in Mittel- und Osteuropa und den Überschwemmungen schießen die Getreidepreise in die Höhe. Dabei ist die Preisexplosion hausgemacht und hat wenig mit dem tatsächlichen Angebot von Getreide zu tun. Börsenzocker haben die Preise um zeitweise über 50 Prozent ansteigen lassen. Seit dem Platzen der US-Immobilienblase und der globalen Finanzmarktkrise sind Agrarrohstoffe ins Visier von Spekulanten geraten. Doch nicht nur mit den Nahrungsmitteln selbst wird gezockt, auch das Geschäft mit Ackerland verspricht eine attraktive Rendite.
Allein zwischen den Jahren 2006 und 2009 wurden nach Schätzungen der Organisation GRAIN zirka 50 Millionen Hektar Land in Afrika, Asien und Lateinamerika an ausländische Investoren verkauft oder verpachtet. Verhandlungen über zehn bis 30 Prozent des weltweit verfügbaren Ackerlandes sollen derzeit laufen. Die Investoren aus China, den Golfstaaten, Europa und den USA wollen Nahrungsmittel und Energiepflanzen für den Export beziehungsweise unmittelbar für die eigene Nahrungs- und Energiesicherung anbauen oder nutzen das Land schlichtweg als Spekulationsobjekt. Ein Beispiel ist der „African Land Fund“ mit Sitz in England, der seit 2008 mehr als 150.000 Hektar Land in 15 Staaten im südlichen Afrika unter seine Kontrolle gebracht hat. Viele dieser Staaten haben ein ernsthaftes Hungerproblem; die Menschen sind auf den Zugang zu Land angewiesen, um überleben zu können. Doch darüber schweigen die Werbevideos des Fonds, die den Anlegern Renditen von 25 Prozent jährlich versprechen.
Auch das Hamburger Investmenthaus Aquila Capital mischt im globalen Poker um Ackerland mit. Aquila kanalisiert über eine luxemburgische Firma das Geld betuchter Anleger in Ackerland in den brasilianischen Cerrados. Auf 250.000 Hektar Land sollen Zuckerrohrplantagen für die Ethanolproduktion sowie Weideflächen für die Rindviehhaltung entstehen. Das Investmentunternehmen rechnet dabei mit einer „hohen und sofortigen Wertsteigerung des Landes“.
Während die Investoren mit den Landgeschäften ihre Gewinne maximieren, zeichnet sich bereits ab, dass die lokale Bevölkerung der Verlierer ist. Leidtragende sind insbesondere Kleinbauern, Hirten, Fischer, Landarbeiter und Nomaden. Die Menschen verlieren durch die Land-Deals den für ihre Ernährungsgrundlage wichtigen Zugang zu Land und Wasser und stürzen in die Armut.
Vielleicht hält sich deshalb die Deutsche-Bank-Gruppe bedeckt, wenn es um ihre Investitionen in Agrarflächen geht. Im Portfolio der DWS Investment, die zur Deutschen-Bank-Gruppe gehört, findet sich jedoch ein Fonds, der dem Namen nach in Land investiert. Doch Recherchen zum „Global Agricultural Land & Opportunities Fund“ enden auf einer Webseite, für die ein Passwort benötigt wird. Auch die Bundesaufsicht für Finanzdienstleitungen (BaFin) hat keine Informationen, in welchen Ländern der Fonds Ackerland aufgekauft hat und verweist darauf, dass er auf den Cayman Islands aufgelegt worden ist. Und die DWS selbst möchte keine Auskunft über mögliche Anlagestrategien in Afrika geben – vielleicht um negative Schlagzeilen zu verhindern?
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29.08.2010
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